Der lange Lauf zur Innovation (oder zum guten Produkt)

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Paula Radcliffe NY Marathon

Wenn man sich die Entwicklung der durchschnittlichen Überlebenszeit der S&P 500 Unternehmen ansieht, ist es leicht zu erkennen, dass selbst große Unternehmen immer kürzer leben. Für die Gesellschaft muss das nicht schlecht sein. In der Tat ist das Ausdruck eines immer stärkeren Evolutionsdrucks, ausgelöst durch eine immer komplexere Welt mit immer mehr Wissensaustausch in immer kürzer Zeit. Immer ausgeklügelter Kommunikationstools und -wege führen zu einer sich stärker verändernden Welt.

Steckt man allerdings selbst in einem Unternehmen, hängt an ihm oder hat es gar gegründet, dann ist die Aussicht, dass die durchschnittliche Überlebenszeit von Unternehmen bald bei nur noch 15 Jahren liegt, schon nicht mehr so egal. Eigentlich müsste man nach der Erkenntnis ein paar schlaflose Nächte, in Angstschweiß gebadet, verbringen und sich fragen, ob man genug tut, um hier nicht im Durchschnitt zu landen.

Average company lifespan S&P 500

Average company lifespan S&P 500

Folgerichtig wollen immer mehr Unternehmen dieser Entwicklung entgegenwirken. Das Zauberwort ist Innovation. Man will genug neue Probleme für Kunden lösen und so Wert durch Innovation schaffen. Hier gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht:

  • Die gute Nachricht zuerst: Innovation kann wirklich jeder bzw. jedes Unternehmen. Es ist keine Kunst. Es ist ein Handwerk, das man lernen kann.
  • Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Das passiert mal nicht so eben – man muss sich dazu bewusst entscheiden und bewusst Zeit nehmen, es zum Teil seines Lebens und seiner Unternehmenskultur machen.

Marathon zur Abwechslung

Mal etwas Anderes: Es gibt 3 Typen von Marathonläufern (bei den weniger spektakulären Distanzen Halbmarathon und 10 km ist es nicht anders, eigentlich ist es überall im Sport so):

  • Typ 1 will mal eben aus Fun einen Marathon laufen, weil es cool ist, weil man es halt in gewissen Kreisen mal gemacht haben muss. Und dann macht man das einfach irgendwie. Eher schlecht als recht, vielleicht gar nicht, wird das Ziel erreicht. Eventuell verletzt man sich vorher, weil man vom Training keine Ahnung hat. Am Tag nach dem Marathon geht man (so man kann) zur Arbeit und kann sich dort immerhin als Helden feiern lassen. (Jeder der sich auskennt, geht nach dem ersten Satz des Berichts entnervt zu seinem Platz und schüttelt den Kopf.) Aber immerhin: Marathon – check, done! (Aber auch nie wieder, es hat ja weh getan!)
  • Typ 2 ahnt immerhin, dass das ein größeres Unterfangen sein könnte und schaut sich mal einen Trainingsplan an. Mit viel Glück wird danach für ein paar Wochen konsequent trainiert. Diese Gruppe hat bessere Aussichten, den Marathon gesund zu überstehen. Aber Spaß macht es so nicht, der Erfolg bleibt ebenso aus wie bei der ersten Gruppe. Aber auch diese Gruppe kann mit dem Mythos Marathon angeben.
  • Typ 3 beschäftigt sich ziemlich ernsthaft mit dem Thema. Relativ schnell bemerkt sie wie, wie ernsthaft – aber lohnend – eine richtige Marathonvorbereitung betrieben werden muss. Eventuell laufen diese Leute dann erst in einem oder zwei Jahren den Marathon, aber das Training vorher mit Unterdistanzen von 10km, Halbmarathon usw, ist an sich schon lohnend und vor allem: Das ist ja auch schon richtiges Laufen! Diese Gruppe wird kontinuierlich besser und kann sich immer bessere und realistischere Ziele setzen. Sie lernt tatsächlich wie man läuft. Hier wird auch wenig angegeben, denn man weiß ja wie viel Arbeit man hier investiert wurde und nur mit jedem zehnten Lauf ist man überhaupt zufrieden. Der Weg ist das Ziel, nicht mehr der eigentliche Marathon.

Und wieder Produkte und Innovation

Wir wollen keine Moralisten sein. Jeder kann machen was er will und es vollkommen ok, zu Typ 1 oder zwei zu gehören um sich einfach auszuprobieren. Aber Typ 1 und 2 sind keine Läufer. So ist es auch mit der Innovation (oder auch schon einfach mit bewusstem Produkt Management). Es macht keinen Sinn, einfach mal einen Innovation Workshop zu machen, nach ein paar Monaten wieder auf die Ergebnisse zu schauen und festzustellen, dass das ja alles ein ganz cooler Anfang war. Wenn man wirklich Wert für seine Kunden stiften will, muss man sich tatsächlich ständig darum kümmern, sie zu verstehen. Es muss einem auch ständig wichtig sein und das alles muss ehrlich und ernst gemeintes Bemühen sein.

Es gibt keine Abkürzung. Es gibt keinen leichten Weg. Nur: Auch die anstrengenden Wege können Spaß machen – aber nur, wenn man sich vornimmt, da anzufangen wo man steht und ständig besser darin zu werden.

Und am besten fängt man heute an, nicht im nächsten Jahr, nicht im nächsten Monat, nicht morgen. Und natürlich können die ersten Interviews oder der erste Workshop eine Riesenerfahrung werden (das sollen sie auch und dabei helfen wir gerne!) – aber auch diese positive Erfahrung hilft nur, wenn man sich das anstrengende Ziel setzt, das auch durchzuziehen. Das sollte man tatsächlich andauernd machen.

Wie viel Mühe man sich mit der richtigen und notwendigen Unternehmenskultur nehmen sollte, wie viel Spaß das aber auch macht, zeigt dieser Artikel von Arne Roock über seine Arbeit bei Jimdo. Oder wie Tim Kastelle in seinem Blogpost “The secret is that there is no secret” sagt:

“You have to do the work. In the case of innovation, the work involves engaging the people you work with, experimenting, and figuring out how to scale what works, while learning from what doesn’t.

If you actually think about how to do this within your organisation, you’ll realise that it leads to profound changes. That is why people look for a shortcut. Or a secret. I’ll give you the secret: there are no secrets. You just have to do the work.”

If you want to innovate, you have to try more stuff. This sounds simple (just like “eat less” sounds simple), but it’s not easy.”

Na dann, auf! Heute!

 

Titelphoto von Ed Costello bei flickr: Paula Radcliffe bei Ihrem Marathon Weltrekord, NY Marathon 2007, Meile 14



Eine Antwort zu Der lange Lauf zur Innovation (oder zum guten Produkt)

  1. […] Der lange Lauf zur Innovation (oder zum guten Produkt) Innovation kann nicht mal eben nebenbei passieren. Wenn schon, dann richtig! […]


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