Die übertalks 2013
Das erste Kalenderjahr nach Gründung von überproduct ist vorbei, wir sind ein halbes Jahr alt. Hier eine kleine Sammlung unserer Talks und Interviews aus 2013 – zumindest von denen bei denen das Band mitlief.
Zuerst wollen wir unser Gespräch mit Joe Dager aus dem Oktober noch einmal mit Euch teilen. Das Gespräch fand im Rahmen von Joe’s brillantem Podcast statt. (Wie gut Joe das macht haben wir hier beschrieben). Auf dem folgenden Link könnt Ihr das Interview hören, aufgenommen ein paar Wochen vor der LKCE13 Konferenz.
In dem Podcast geht es vor allem um den Clash zwischen linearen Prozessen in der ‚Produktion’ und hochgradig nicht-linearen und unvorhersagbaren Prozessen in der Product Discovery und in der Problemfindung (welche Probleme soll mein Produkt lösen?). Prozesse, die vor allem zu Beginn der Wertschöpfungskette in Unternehmen stattfinden sind eher nicht-linear, Prozesse am Ende der Wertschöpfungskette haben sogar das Ziel eher linear zu sein (sonst skalieren sie nicht). Dieser Clash kostet so manche Nerven.
Bei der LKCE13 Konferenz haben wir das Thema mit dem Talk ‘The Boundaries of Kanban’ noch einmal vertieft. Hier verdeutlichen wir, dass es in Unternehmen beide Welten geben muss: Analytisches Denken um das Geschäft am Laufen zu halten und innovatives, abduktives Denken um neue Probleme und Herausforderungen zu entdecken und zu lösen. Das Problem ist, dass beide Arten zu denken in den meisten Aspekten vollkommen unterschiedlich sind – bewahrend vs. verändernd, vorhersagbar aus bestehenden Daten vs. chaotisch und unvorhersagbar usw. Diese notwendigen, unterschiedlichen Kulturen in einer Firma miteinander zu vereinen ist eine riesige Aufgabe.
Der Weg ist zunächst einmal explizit zumachen, dass diese beiden Wege existieren, wir beide brauchen und welcher wo und warum zur Anwendung kommt. Product Discovery ist notwendig um neue Produkte zu entdecken und sehr unvorhersehbar, wenn das Produkt definiert ist, hilft z.Bsp. Kanban es zu produzieren – hier sollten die Prozesse wesentlich linearer und skalierbarer sein. Entsprechend hilft uns Kanban die Dinge auf die richtige Weise zu tun, Product Discovery findet aber heraus was die richtigen Dinge sind. Das ist genau der Unterschied zwischen Effektivität (Doing the right things) und Effizienz (Doing things right). Diese Aspekte sind orthogonal zueinander und müssen sich gegenseitig ergänzen. Das eine ist nichts ohne das andere. Kanban hilft uns Dinge richtig zu machen, Design Thinking, Design Studio und andere Innovationsprozesse helfen uns die richtigen Dinge zu finden.
Hier das Video von dem Vortrag:
Boundaries of Kanban – disruptive innovation (Markus Andrezak) from Lean Kanban Central Europe on Vimeo.
Schließlich hat noch Dave Gray – Autor von ‚Game Storming’ und ‚The Connected Company’ – ein interessantes Interview mit Markus geführt. Es war unser erster google+ On Air Hangout, also ein live gestreamtes Interview. Dave benutzt diese Interviews um Material für sein neues Buchprojekt zu sammeln. Andere Interviewte der Serie sind Jeff Gotthelf (Lean UX, neo), Jim Benson (Personal Kanban) oder Dan Mezick (The Culture Game). (Hier kann man die anderen Videos der Serie ansehen und abonnieren.) Zu Beginn der Diskussion verfolgen wir erst einmal die bereits oben angesprochenen Themen. Der für uns wertvollste Teil kommt dann gegen Ende, wo Dave eines der Learnings für uns aus diesem Jahr erwähnt und wir es gemeinsam tiefer diskutieren: Dave bringt aus dem Service Design das Bild des Restaurants auf und dort speziell den Unterschied zwischen der Arbeit in der Küche und im Gastraum. In der Küche werden hochgradig wiederholbar ‚Standardarbeien’ erledigt, Rezepte abgearbeitet. Der Schwerpunkt im Gastraum ist es, die vielfältigen Wünsche der Gäste aufzunehmen, diese in Aufgaben herunterzubrechen, die von der Küche erledigt werden können und mit den Ergebnissen der Küche wiederum eine tolle Erfahrung für den Gast zu erzeugen. Der Unterschied ist: Der Kellner weiß nicht, was von ihm gefordert wird und muss sich mit dieser komplexen Aufgabe wohl fühlen. Die Küche wiederum hat einige (hoffentlich nicht zu viele) Rezepte hochgradig wiederholbar auf hoher Qualität ‚automatisiert’. Mit anderen Worten geht es hier wie in unserem Job um die Kombination von Arbeiten in komplexen und komplizierten Arbeitsumgebungen. Das wiederum ist eine der Kernaussagen von Cynefin. Das Bild verheiratet also wunderbar die Aussagen von Service Design, Innovationstheorie und Cynefin.
Viel Spaß damit! Falls Ihr uns einmal bei euch vor Ort oder auf einem von euch organisierten Event sehen oder hören möchtet, meldet Euch gerne!