Das Begeisterungsparadox

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Table Tennis Party

Mit der Begeisterung ist das so eine Sache. Es gibt nämlich das Begeisterungsparadox. Ist Dir das auch schon mal passiert? Du entdeckst etwas Neues. Sagen wir: eine neue Sportart. Du bist begeistert. Hellauf begeistert. Du hast diesen Impuls. Du willst das auch mal machen und erleben. Und: jeder soll es wissen. Besser noch: Es soll auch jemand mitmachen! Am besten Deine Liebsten. Wie schön wäre es, das mal mit Deiner Familie zu machen?

Um beim Beispiel Sport zu bleiben – und es kann gar nicht einfach genug sein – nehmen wir Tischtennis. Draussen. Eine Tischtennisparty mitten auf dem Platz um die Ecke. Du siehst seht also, wie die Leute im Sommer, ohne nachzudenken, eine Tischtennisplatte rausstellen und einfach spielen. Wildfremde Leute – miteinander. Oh Mann, das juckt!

Auf dem Weg nach Hause stellst du Dir vor, wie cool das mit Deiner Familie wäre. Du kommst zu Hause an, erzählst in vollen Zügen und mit leuchtenden Augen was Du gesehen hast und wie cool es wäre, wenn ihr das auch machen könntet.

Und alle schauen dich an und sagen: “Hä? Na und?”

Und Du kannst nicht verstehen, wie man Dich nicht verstehen kann.

Tja, das ist natürlich der Weg, wie sie nie mir Dir Tischtennis spielen werden. Leider. Nicht mal weil sie böse sind, sondern weil – komischerweise – Begeisterung oftmals Ablehnung hervorruft. Nämlich dann, wenn die Begeisterung des einen so wirkt als würde sie Begeisterung beim anderen erzwingen wollen.

Und jetzt stellen wir uns einfach vor, die Menschen in dem Beispiel wären Abteilungen und Tischtennis stünde für Methoden, Arbeitsweisen, Ideen usw. Da wird schon einiges klar.

ich liebe Begeisterung, wir brauchen Begeisterung – ganz dringend. Wie könnte das Beispiel also funktionieren? Ich stelle die Tischtennisplatte einfach raus und lungere ein bisschen rum, bis andere unheimlich gerne mitmachen. Nachbarn? Freunde? Ganz andere? (Pro Tip: wenn nicht gleich viele mitmachen – verlässlich wiederholen. Immer Dienstags, 18:00 Uhr Tischtennis draußen.) Dann habe ich immerhin einfach schon mal Spaß und lebe nebenbei vor, wie toll das ist. Das ist ja schon mal was und auch die Grundlage, dass überhaupt mal jemand mitmachen will, der mir wichtig ist. Weil ich jetzt zeige, wie cool das ist und nicht nur drüber rede und auch noch darauf warte bis mir jemand hilft mal anzufangen. Und mit ein bisschen Glück macht auch mal jemand aus der Familie mit. Weil jetzt meine Begeisterung keine Verpflichtung mehr darstellt. Weil: Mir geht’s ja jetzt schon gut.

Und genau so geht das auch mit Methoden, Arbeitsweisen, Ideen. Wir erwarten gerne von anderen, dass sie mitmachen, uns helfen zu starten, es uns erlauben (viele gute Dinge brauchen keine Erlaubnis). Wahrscheinlich erinnern wir uns aber gar nicht mehr, wie oft wir schon andere Begeisterte alleine stehen gelassen haben. Das Paradox hat ja zwei Seiten.

Das Ganze ist natürlich ein blödes Paradox, aber besser wir wissen und verstehen es und arbeiten damit als wir wundern uns ständig darüber. Und: Wem wäre das nicht schon einmal passiert. Und wenn uns das schon im Kleinen passiert, wie sollte es im Großen (Firma, Agil, Skalieren, Methoden, Ideen) anders gehen?

Kurz: Begeisterung müssen wir erarbeiten und zwar meist subtil. Der direkte Weg führt meist zum Gegenteil: Ablehnung. So bitter das ist.

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